Kommt die Hotelsoftware „Next Generation“?

Kommt die Hotelsoftware „Next Generation“?

An Property Management Systemen scheiden sich die Geister. Viele Hoteliers wissen am liebsten gar nicht, dass sie eine haben (oder benötigen). Andere stehen im täglichen Kampf um neue Funktionen und besseren Support, denn die Hotelsoftware ist oft das Rückgrat (engl. Backbone) der Hoteltechnologie. Sie managed die Schnittstellen zum Vertrieb und der Operation und muss oft „über Nacht“ neue rechtliche Anforderungen erfüllen (Beispiele: Kasse revisionssicher, Datenschutzrichtlinie Europa oder Pauschalreiserichtlinie, weil es ja noch nicht genügen hanebüchene Bürokratiemonster gibt…). Sie ist verantwortlich für die Transparenz der Umsatzzahlen, verwaltet Gastdaten, steuert immer häufiger Marketing- und Vertrieb und hält ein Hotel (datentechnisch) in der Steinzeit oder führt es in die Neuzeit und damit Digitalisierung.

 

4 PMS Anbieter und ihre Ideen und neuen Ansätze

Eine Roadshow von MyHotelshop lieferte einen guten Überblick über die Leistungen von vier PMS Start Ups oder erfahrenen Softwareanbietern, die es aber bisher nicht im deutschen Markt gab.

Vier Anbieter präsentierten  ihre Konzepte und Ideen bei denen viele der Anwesenden sofort „das will ich haben“ riefen. Mirko Behnert, Geschäftsführer D/A/CH von Guestline fasst zusammen, welche neuen Anforderungen ein zeitgemäßes Property Management System erfüllen muss: Schneller, innovativer, agil, testbereit, zukunftssicher, modular, mobil, mit flexiblen Zahlungsmöglichkeiten und einem sehr kundenorientierten Support… den man eigentlich kaum braucht, weil alles einfach und userfreundlich sein muss.

Wichtig: Alle vorstellten PMS sind ausschließlich webbasiert (manche sagen auch „in der Cloud“). Alle haben kaum Installationen in Deutschland, was zunächst eine mangelhafte Verfügbarkeit typischer Schnittstellen (zu Kassensystemen, Garagenöffner, Telefonanlage, heimische Channel Manager etc.)  bedeuten dürfte.

Diese Anbieter stellen sich dem kritischen Publikum:

 

Guestline | www.guestline.com

Nach eigenen Angaben Marktführer in Großbritannien. Im Dezember wird ein Vertriebs- und Support Büro in Frankfurt eröffnet.

  • Wichtigste Module: PMS, Conference Booking, CRS, CRM, SPA-Management und POS. Kompetenzen: Marketing & Distribution und Business Intelligence.
  • Multi – Property ist möglich.
  • Web Suite (inkl. Content Management und Buchungssoftware.
  • Integration von Schnittstellen ist ein einfaches „Plug & Play Verfahren“

Fazit: Eine umfangreiche, webbasierte  Lösung, die modular ist.  Auch geeignet für Vollhotels mit Gastronomie, Meeting Räumen, SPA etc. Inwieweit es schon regionalisiert…  Der Anbieter sagt vollständig, weil auch schon in Belgien, NL und anderen Ländern im Einsatz. Auf den ersten Blick eine moderne und umfangreiche Lösung. Das einzige der vier Anbieter, die auch Conference, Channel Manager, Webseiten CMS integriert haben. Scheint von den vier Anbietern die größte Produktreife zu haben.

 

Base7Booking | https://www.base7booking.com/de

Ursprünglich von einem Hotelier als Individualentwicklung beauftragt, arbeiten heute 40 Mitarbeiter an Entwicklung, Vertrieb und Support. Die Firma gehört heute zu Trivago.

  • PMS mit integrierter Web Booking Engine – kein eigener integrierter Channel Manager. (aber Schnittstellen zu 7 externen Channel Managern).
  • Mehrere Hotels können in einem Kalender verwaltet werden.
  • Mehrere Rate Plans und Tarife können einfach verwaltet werden.
  • Paymentschnittstelle zu Stripe.

Fazit: Eher für sehr kleine Hotels, die eine günstige Full Service Lösung für Rooms und WBE suchen. Keine Conference Verwaltung. Schnittstellen zu Channel Managern. Wer viele operative Schnittstellen benötigt, wird hier wahrscheinlich nicht fündig.

 

Mews | www.mewssystems.com

Nach eigenen Angaben 51 Mitarbeiter, 280 Installationen weltweit. 9 Installationen in Deutschland.

  • Mews Commercial = PMS, eigene Booking Engine, Mews Navigator (a virtual concierge), Mews Merchant = Automatisierung und Payment (Stripe).
  • Philosophie: Module von Experten über offene API  (Schnittstellen) zusammenstellen. Beispiel: kein eigenes Conference Booking Tool – sondern ein externer Anbieter.
  • API = Open Source (heute 76 Schnittstellen)  – online mit kompletter Dokumentation  (web sockets) für anschlusswillige Systeme vorhanden.
  • Verschiedene Revenue Management Systems –sind angebunden.
  • Integrierter Channel Manager über den man aber nur Expedia und Booking erreicht.
  • Schnittstellen können vom Hotel selbst eingerichtet werden. Versprechen „Plug & Play…
  • Voll mobil, u.a. auch mit Housekeeping-App
  • Integriertes Online Check In Tool
  • Integrierte Booking Engine (auf Provisionsbasis 3%)

Fazit: Viele, gute Ideen, wie Hotelmanagement und Gastkommunikation optimiert werden. Wahrscheinlich eher für ein neues Hotel geeignet, bei dem keine Infrastruktur mit typisch deutschen Softwareprodukten bedient werden muss. Die Schnittstellenpartner entsprechen sicher noch nicht den Anforderungen vieler deutscher Hotels. Ob Das Zusammenstellen von Modulen externer Partner besser ist, als die Lösung, die alles integriert, dürfte ähnlich strittig sein wie Stationär oder Cloud und Apple oder PC.

 

Clock-Software | www.clock-software.com

Anbieter aus Bulgarien, heutiges Hauptbüro in London, insgesamt 50 Mitarbeiter. Setzt darauf alle benötigten Module selbst zu entwickeln.

  • Integrierte Web Booking Engine, Verwaltung Meeting Räume, Tisch Reservierung integriert.
  • Kontext abhängiges Gäste Messaging System und online Check In oder Check Out.

Fazit: Clock Software versucht der „all in one Anbieter“ zu sein.  Wollen lieber alle Module selbst entwickeln. Die Präsentation war leider nicht sehr ausagekräftig. Schwer sich daraus ein Bild zu machen. Noch kein deutschsprachiger Support.

 

Zusammenfassend: es wären ein paar sehr interessante Ansätze zu sehen. Besonders gefällt mir die Idee, dass das Hinzufügen einer neuen Software so einfach ist, wie der Download einer App auf meinem Mobiltelefon.

Es empfiehlt sich allerdings die individuellen Anforderungen (u.a. Schnittstellen) sehr genau zu definieren. Hotels, die heute auf einem 15 bis 30 Jahre alten, stationären System arbeiten, werden von der webbasierten Usability, den einfachen Berichtsgeneratoren und den schnellen Entwicklungssprüngen beeindruckt sein.

Es kommt Bewegung in den Markt und das ist gut!

 

12 Kommentare

  1. Webbasiert ist so etwas wie die Neue S… die durchs Dorf getrieben wird. Eine Hybridlösung ist viel vernünftiger. Webbasiert nützt eigentlich nur der Softwarefirma, für den Hotelier hat es keinen Nutzen. Zumindest kann man Vorteile wie z.B. immer aktuelle Software, schnelle Anbindung an Schnittstellen, kurze Reaktionszeiten auch anders realisieren. Wie wollen Sie mit einer Weblösung z.B. in-memory-Datenbanken realisieren ? Diese Datenbanken haben eine Performance welche existierende PMS nicht im Ansatz erreichen. Oder Sicherheit, zugriff bei Ausfall der Internetverbindung. Ich sehe da einige Probleme die ich wirklich nicht haben möchte.

    • Sehr geehrter Herr Diekelmann, vielen Dank für Ihren Kommentar. Schön, dass Sie mitdiskutieren. Ichhabe einige Hotels unter meinen Kunden, die seit Jahren eine webbasierte PMS Software einsetzen. Die von Ihnen genannten Sorgen sind dort unbekannt. Viele Grüße Gabriele Schulze

  2. Ich nutze eins der vorgestellten Programme und habe meine ersten Erfahrungen gesammelt. Ich würde sagen, da ist noch ganz viel Luft nach oben. Manuelle Buchungen mäßig programmiert, individuelle Berichte und Auswertungen schier unmöglich, zwei Anfragen zur DSGVO unbeantwortet bzw. mit Allgemeinplätzen abgefrühstückt.

    • Hallo, lieber Dietmar, vielen Dank für diese interessante Rückmeldung. Ich habe gerade zwei der Anbieter (Mews und Guestline) in verschiedenen Ausschreibungen und es wäre sehr hilfreich zu erfahren, wer da trotz vollmundiger Versprechungen für die Enttäuschung sorgt. Base7Booking hat gleich abgewunken, als sie meine Anforderungen (u.a. detailliert zu DSGVO) lasen. Gern auch direkt: gs@marketing4results.de – viele Grüße Gabriele Schulze

  3. Ich würde sagen, dass besagte 4 Neuanbieter es schwer haben werden sich gegen die alteingesessene Konkurrenz durchzusetzen. Selber halte ich von der Cloudlösung ebenso wenig, da es lediglich in die Abhängigkeit führt und man am Ende kein Eigentümer der Software ist. Auch beim Bildbearbeitungsprogrammriesen Photoshop hat man diesen Weg gewählt und viele Kunden vergrault, mich eingeschlossen. Wenn, dann sollte man es doch bitte jedem selber überlassen, für welches System man sich entscheidet. Hier in Hannover bietet beispielsweise die 42 GmbH https://www.42-gmbh.de/ protel an, eine professionelle Hotelsoftware die sowohl Cloud als auch Serverbasiert anbietet. Allein diese Tatsache macht einen solchen Anbieter schon Sympathisch und Kundenfreundlich. Bin mir daher nicht sicher, ob diese 4 Anbieter da auf das „richtige Pferd“ setzen.

  4. Finde solche Systeme sind die Zukunft. Wir haben selber eine Cloud Lösung für Hotels entwickelt. Das Programm liegt da wo auch der Gast ist.
    Die meisten Gäste buchen nun mal über das Internet.
    Sollte das Internet mal ausfallen. In der heutigen Zeit kommt man mit fast jeden Endgerät wie Handy trotzdem auf die Cloud.

  5. Hallo Frau Schulze,

    ein sehr interessanter Artikel und Vergleich der vier Anbieter. Leider haben Sie wohl uns vergessen 🙂

    Mein Name ist Yvonne Köhler und ich bin die Leiterin Vertrieb von 3RPMS®. Wir sind ein deutscher Cloud-PMS Anbieter und seit Ende 2014 auf dem Markt. Wir betreuen bereits knapp 350 Hotels in Deutschland.

    Unser Unternehmen wurde von zwei erfahrenen Hoteliers gegründet, wir kennen die Abläufe in kleinen, mittleren aber auch großen Betrieben bis 100 Zimmern aus der Praxis.

    Wir haben uns auf den deutschen Markt spezialisiert, selbstverständlich speichern wir auch alle Daten ausschließlich in Deutschland.

    Bereits von Beginn an wurden GoBD und damals noch die Anforderungen des BDSG, jetzt DSGVO in die Entwicklung integriert.

    Ein paar Keyfeatures auf einen Blick:
    mehrere Betriebe können über einen Account verwaltet werden
    von überall aus zugreifbar
    eine Oberfläche auf allen Geräten (PC, Tablet, Smartphone), keine zusätzliche App notwendig
    Mehrplatzfähig ohne Mehrkosten, zeitgleicher Zugriff mehrerer Benutzer
    Redundanz: wir betreiben mehrere Server, die sich gegenseitig automatisiert absichern.
    Speicherung aller Daten in Deutschland in einem Hochsicherheitsrechenzentrum nach ISO 27001 zertifiziert.
    Vollautomatisierte Schnittstelle zum VIATO Channelmanager – Buchungen werden ohne Benutzeraktion importiert und Verfügbarkeiten zurück an die Buchungsportale gemeldet. Raten und Restriktionen können direkt in 3RPMS® tagesgenau gepflegt werden.
    keine Mindestvertragslaufzeit
    weitere Schnittstellen zu DATEV, Customer Alliance, Betterspace, AVS,…
    Kundenwünsche werden berücksichtig und fließen in unsere kontinuierliche Weiterentwicklung ein Entwicklung ein

    Die Schnittstelle zum Bundeszentralamt für Statistik für die monatliche Übertragung der Beherbergungsstatistik ist übrigens kostenfrei bei allen Paketen inklusive.

    Ein weiteres Highlight: auch wenn sich die Wege einmal trennen, gegen eine kleine jährliche Gebühr „frieren“ wir ein Hotel bei Kündigung ein, d. h. es kann auch nach Vertagsende bis zum Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist auf die gespeicherten Daten zugegriffen werden. Wichtig, gerade im Hinblick auf die GoBD. Natürlich löschen wir alle Daten auch wunschgemäß, falls ein Kunde dies nicht möchte.

    Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben rufen Sie uns doch einfach mal an. Gerne zeigen wir Ihnen unser System bei einer Online-Präsentation.

    • Hallo Frau Köhler, vielen Dank für Ihren Kommentar. Wenn Sie möchten, lasse ich Ihnen zwei aktuell laufende Ausschreibungen zukommen. Einmal für eine 20 Haus-Ferienwohnungsanlage (die heute noch gar kein PMS hat, sondern mit Excel und Word und Reservierungsbuch arbeitet), 1 x für ein prozesstechnisch anspruchsvolleres 35 Zimmer Hotel. Wenn Sie die Anforderungen kommentieren, haben Sie erstens die Chance Berücksichtigung zu finden, zweitens kann ich gut einschätzen, was Ihre Software kann und drittens „vergesse“ ich Sie dann nicht mehr.

      Ich sende die Anforderungsprofile per E-Mail.

      Viele Grüße Gabriele Schulze

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